Gewichtserhaltung nach erheblichem Gewichtsverlust

Gewichtserhaltung nach erheblichem Gewichtsverlust

Ein deutliches Gewichtsverlust ist eine große Leistung – doch die größte Herausforderung beginnt oft danach: Wie hält man das Gewicht langfristig?

Viele erleben, dass die Kilos langsam wieder zurückkehren, sobald die intensive Abnehmphase vorbei ist. Deshalb ist Gewichtserhaltung (Weight Loss Maintenance, WLM) ein zentrales, aber anspruchsvolles Thema in der Ernährungsforschung.

Eine neue große Studie, veröffentlicht 2025 im Fachjournal Clinical Nutrition, untersuchte genau diese Frage. Die Forschenden verglichen zwei verschiedene Ernährungsstrategien, um Menschen dabei zu unterstützen, einen erheblichen Gewichtsverlust über 78 Wochen – also eineinhalb Jahre – zu halten. Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse für Kliniker:innen und alle, die Schwierigkeiten haben, ihr Gewicht nach einer Abnahme zu stabilisieren.

Warum ist Gewichtserhaltung so schwierig?

Nach einem großen Gewichtsverlust passieren mehrere physiologische Veränderungen im Körper: Der Appetit steigt, der Stoffwechsel sinkt, und hormonelle Anpassungen – etwa bei GLP-1 und Ghrelin – drängen den Körper zurück zu einem höheren Gewicht. Psychologische Faktoren wie Stress, emotionales Essen und schwankende Motivation erschweren die Aufgabe zusätzlich. Deshalb kommt es fast immer zu Gewichtszunahme, wenn keine strukturierte Unterstützung und klare Strategien vorhanden sind.

Was wollten die Forschenden untersuchen?

Ziel der Studie war es, zu testen, wie zwei verschiedene Strategien mit Mahlzeitenersatz die Gewichtserhaltung unterstützen können:

5:2 Total Diet Replacement (5:2 TDR) – zwei Tage pro Woche vollständiger Mahlzeitenersatz (ca. 825–850 kcal/Tag).
Daily Meal Replacement (DMR) – eine Mahlzeitenersatzportion pro Tag anstelle einer Hauptmahlzeit.

Beide Methoden wurden im Rahmen eines strukturierten Programms mit Unterstützung durch Ernährungsberater:innen durchgeführt.

Studiendesign

Die Studie wurde als randomisierte kontrollierte Untersuchung mit 63 Teilnehmenden durchgeführt, 75 % davon Frauen. Alle hatten zuvor mindestens 8 kg durch Diät, Verhaltensprogramme oder medizinische Behandlung abgenommen. Zu Beginn hatten sie im Durchschnitt 16,8 kg Gewicht verloren. Die Studie dauerte 78 Wochen (etwa 18 Monate) mit monatlichen Beratungsterminen, optionalen „Rückfall-Behandlungen“ bei Gewichtszunahme sowie qualitativen Interviews.

Ergebnisse vor Woche 26

Vor Studienbeginn hatten alle Teilnehmenden bereits ein Abnehmprogramm abgeschlossen – teils mit Total-Diät-Ersatz, teils mit Verhaltensprogrammen oder GLP-1-Medikation.

Zu Beginn unterschieden sich die Gruppen leicht:

  • Die DMR-Gruppe hatte ca. 18,8 kg verloren

  • Die 5:2 TDR-Gruppe hatte ca. 15,0 kg verloren

Diese Unterschiede waren wahrscheinlich zufallsbedingt durch die Randomisierung.

Beim Start des Erhaltungsprogramms zeigte sich, dass die 5:2 TDR-Gruppe ihr Gewicht besser stabilisierte, während die DMR-Gruppe leicht zunahm.

Ergebnisse nach 26, 52 und 78 Wochen

Nach 26 Wochen zeigten sich deutliche Unterschiede:

  • 5:2 TDR-Gruppe: weiterer Gewichtsverlust von durchschnittlich 0,9 kg

  • DMR-Gruppe: durchschnittliche Gewichtszunahme von 3,5 kg

Der Unterschied von 4,4 kg war statistisch signifikant (p = 0,005).

Nach 52 Wochen zeigte 5:2 TDR weiterhin Vorteile. Nach 78 Wochen waren die Unterschiede zwischen den Gruppen ausgeglichen – beide Gruppen hielten jedoch immer noch einen beeindruckenden durchschnittlichen Gewichtsverlust von 12–15 kg.

Was sagten Teilnehmende und Ernährungsberater:innen?

Die qualitativen Interviews zeigten unterschiedliche Vor- und Nachteile:

  • 5:2 TDR vermittelte Struktur und einen „Reset-Effekt“, der half, an den anderen Tagen gesünder zu essen.

  • DMR wurde als flexibler empfunden und leichter in den Alltag zu integrieren, aber teilweise weniger wirksam.

Die größten Hürden waren Lebensereignisse (Krankheit, Urlaub, soziale Anlässe) und Produkt-Monotonie. Vorteile waren einfache Portionskontrolle, Alltagstauglichkeit und die individuelle Unterstützung durch Ernährungsberater:innen.

Was bedeuten die Ergebnisse in der Praxis?

Die Studie zeigt, dass strukturierte Unterstützung mit Mahlzeitenersatz eine wirksame Methode sein kann, um Gewichtszunahme nach erheblichem Gewichtsverlust zu verhindern. Beide Strategien führten dazu, dass die Teilnehmenden im Durchschnitt über 15 kg nach 26 Wochen und über 12 kg nach 78 Wochen hielten – deutlich besser als üblich.

Es gibt keine universelle Lösung: Einige profitieren stärker von festen TDR-Tagen, andere von der täglichen Flexibilität. Eine Mischung aus Struktur, Flexibilität und professioneller Begleitung kann entscheidend sein.

GLP-1-Medikation und Gewichtserhaltung

Ein wichtiger Teil der Studie war, dass einige Teilnehmende zuvor GLP-1-Agonisten wie Semaglutid erhalten hatten. Nach Absetzen der Medikation nahmen sie zunächst wieder zu – doch mit dem strukturierten Erhaltungsprogramm konnten sie dennoch einen Gewichtsverlust von 12–15 kg nach 78 Wochen halten. Das ist angesichts der heutigen weiten Verbreitung solcher Medikamente sehr relevant.

Strukturierte Unterstützung und flexible Lösungen sind entscheidend

Die Studie zeigt, dass Gewichtserhaltung kein unerreichbares Ziel sein muss. Mit gezieltem Vorgehen, individueller Ernährungsberatung und dem Einsatz von Mahlzeitenersatz können Menschen, die stark abgenommen haben, ihre Ergebnisse über mehr als 18 Monate stabil halten.

Beide Methoden – 5:2 TDR und DMR – können in der klinischen Praxis gut funktionieren, sofern sie individuell angepasst und professionell begleitet werden. Die Forschenden betonen zudem die Bedeutung zukünftiger flexibler Modelle, die einen Strategie-Wechsel ermöglichen, sowie die Verbindung von Ernährung, Bewegung und digitalen Unterstützungslösungen – besonders beim Absetzen von Gewichtsmedikation.

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